Hier habe ich für dich wichtige Fragen und Antworten zusammengefasst. Hierbei sind die Antworten meist eine Mischung aus subjektiver Erfahrung und weiteren Recherchen. Solltest du weitere Fragen oder Anregungen haben, schreib mir gern!
Allgemein
⦿ Was ist der Jakobsweg?
Ursprünglich hatte der Jakobsweg eine sehr religiöse Bedeutung und wurde von vielen Pilgern auch als Strafe gegangen mit dem Ziel, sich von Sünden freisprechen zu lassen. Mittlerweile ist es viel komplexer und die Gründe reichen von religiös, über spirituell und touristisch bis hin zu sportlich. Bei dem Jakobsweg handelt es sich vereinfacht gesagt um einen Wanderweg nach Santiago de Compostela, wobei es unzählige Jakobswege gibt. Viele Jakobswege wurden darüber hinaus früher oftmals auch als Handelsrouten genutzt.
⦿ Wie viele Jakobswege gibt es?
Es gibt nicht „den“ einen Jakobsweg, denn mittlerweile führen unzählige, offiziell ausgeschilderte Jakobswege nach Santiago de Compostela. Für einen waschechten Pilger beginnt die Reise hierbei an der eigenen Haustür. Dennoch halten die meisten Pilger den Französischen Jakobsweg, den „Camino Frances“ für den ursprünglichen und originallen Jakobsweg. Dies zeigen auch Statistiken, denn mehr 60 % aller Pilger wandern den Camino Frances. Der Camino Frances verläuft von der französisch-spanischen Grenze ab Saint Jeant Pied de Port (SJPDP) bis nach Santiago de Compostela quer durch Spanien und ist mit einer Länge von ca. 780 km in 32 bzw. 33 offizielle Etappen eingeteilt.
Weitere Jakobswege sind unter anderem:
– Camino Primitivo (ca. 310 km von Oviedo nach Santiago de Compostela)
– Camino del Norte (ca. 800 km entlang der nordspanischen Küste)
– Camino Portuguese (ca. 240 km von Porto nach Santiago de Compostela)
– Camino Ingles (ca. 75 km, von Ferrol nach Santiago de Compostela)
– Via de la Plata (ca. 1000 km von Sevilla nach Santiago de Compostela)
_ Camino Sanabres (ca. 370 km von Zamora nach Santiago de Compostela)
– Camino Finisterra (90-110 km, Fortsetzung aller Jakobswege von Santiago de Compostela nach Fisterra an der Westküste Spaniens)
⦿ Warum entscheidet man sich, zu pilgern?
So viele unzählige Jakobswege es gibt, so viele unzählige Gründe gibt es, zu pilgern. Menschen pilgern, um zu sich selbst zu finden. Um mit sich einsam zu sein. Um ihren Horizont zu erweitern. Um eine spirituelle Erfahrung zu machen. Um sich einer sportlichen Herausforderung zu stellen. Um neue Menschen kennenzulernen. Um die wundervolle Natur Spaniens kennenzulernen. Menschen pilgern nach einer Lebenskrise oder aufgrund negativer Erfahrungen. Menschen pilgern, um ihren mentalen Rucksack auszusortieren. Und manche Menschen pilgern einfach so.
⦿ Jakobsweg – allein oder mit Begleitung?
Aus eigener Erfahrung gibt es von mir eine ganz klare Handlungsempfehlung: den ersten Jakobsweg solltest du auf jeden Fall allein pilgern (es sei denn du und deine Begleitperson sind sich absolut einig). Es gibt viel Gründe, allein zu pilgern. Man ist niemals abhängig von einer anderen Person, kann spontan entscheiden, kann sein eigenes Lauftempo entdecken. Man lernt automatisch schneller neue Menschen kennen, da man sich auch außerhalb seiner eigenen Komfortzone aufhalten muss. Man muss keine Kompromisse eingehen, man kann für sich allein entscheiden.
Diese Handlungsempfehlung stellt kein absolutes Muss dar, dennoch habe ich auf meinem Trip erlebt, dass die Vorteile des allein Pilgerns überwiegen.
⦿ Welchen Jakobsweg ist Hape Kerkeling gepilgert?
Hape Kerkeling ist den Camino Frances gepilgert, also den französischen Jakobsweg mit ca. 780 km von der franzözisch-spanischen Grenze ab Saint Jean Pied de Port quer durch Spanien bis nach Santiago de Compostela. Seine Erlebnisse sind sowohl in seinem Buch, als auch in der Verfilmung, eindrücklich dargestellt. Beide zu finden unter dem Titel „Ich bin dann mal weg“
⦿ Was hat es mit der Jakobsmuschel auf sich?
Ursprünglich galt die Jakobsmuschel als „Beweis“ dafür, dass man tatsächlich gepilgert ist. Diese Jakobsmuschel wurde von den Pilgern an der Westküste Spaniens aufgesammelt und von außen sichtbar getragen. Somit war der Pilger für alle nach außen hin sichtbar, was dem Träger auch ein gewisses Ansehen brachte.
Auch heute erkennt man einen Pilger daran, dass eine Jakobsmuschel gut sichtbar, beispielsweise am Rucksack, befestigt ist. Erkennt man einen Pilger als solchen, so wünscht man sich gegenseitig einen „Buen Camino“, also einen guten Weg. Die Jakobsmuschel erhält man beispielsweise direkt im Pilgerbüro in Saint Jean Pied de Port, in Santiago de Compostela in unzähligen Geschäften oder online.
⦿ Was ist die Compostela?
Die Compostela ist eine offizielle Urkunde, welche du am Ende deiner Pilgerreise in Santiago de Compostela im hiesigen Pilgerbüro nach Vorlage deines ausgefüllten Pilgerpasses erhältst. Sie bescheinigt dir also, dass du gepilgert bist. Hierbei gibt es sowohl die allgemeine Compostela, geschrieben in lateinischer Sprache, als auch die Distanz-Compostela. Diese bescheinigt die Dauer und Strecke deiner persönlichen Reise.
Besonderheit für den Camino Finisterra: in Fisterra gibt es ein eigenes Pilgerbüro für den Erhalt der Compostela. Sollte dieses geschlossen haben (wie in meinem Falle), kann man die Compostela per E-Mail anfragen und ein Foto des Ausweises und des Pilgerpasses beifügen. Die Compostela wird dann innerhalb weniger Tage kostenfrei zugesendet.
Voraussetzungen für den Erhalt der Compostela
– den Weg aus religiösen oder spirituellen Gründen gehen
– die letzten 100 km (zu Fuß) bzw. 200 km (per Rad) des jeweiligen Jakobsweges zurückgelegt haben (und mit mindestens 2 unterschiedlichen Stempeln pro Tag)
Reisevorbereitung
⦿ Welchen Jakobsweg sollte ich wählen?
Die Antwort hängt von deiner Zeit, deiner Fitness und auch etwas von deiner Wandererfahrung ab. Als absoluter Neueinsteiger eignet sich für den Anfang ein kürzerer Jakobsweg, um erstmal „einzusteigen“, wie beispielsweise der Camino Ingles. Es gibt auch die Möglichkeit, beispielsweise den Camino Frances später zu starten (sehr beliebt ab Sarria bis Santiago de Compostela mit ca. 120km, denn das ist die Mindeststrecke, um die beliebte „Compostela“ zu erhalten). Solltest du allerdings gleich eine vollumfängliche Jakobswegerfahrung suchen, kann ich aus eigener Erfahrung den gesamten Camino Frances empfehlen. Denn dieser bietet sowohl körperliche als auch mentale Herausforderungen und landschaftliche Leckerbissen an.
Absolutes Muss für alle Pilger – die Fortsetzung des eigenen Jakobsweges mit dem Camino Fisterra, also dem Jakobsweg von Santiago de Compostela an die Westküste Spaniens! 90-110 km (es gibt hier mehrere Routen), die sich auf jeden Fall lohnen und auszahlen! Und ein kühles Getränk am Ende der Welt schmeckt am Ende der Reise besser!
⦿ Welche Ausrüstung benötige ich zum Pilgern?
Auch das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Jahreszeit, Strecke, Wetterverhältnisse, eigene Bedürfnisse.
Wichtig ist, dass Pilgern auch einen minimalistischen Hintergrund hat, also nur das mitzunehmen, was unbedingt benötigt wird. Einen Großteil der Dinge kann man notfalls auf der Strecke nachkaufen. Im Internet finden sich unzählige Packlisten, meine Packliste (für meinen Jakobsweg im Winter) stelle ich dir hier gern zur Verfügung. Neben Kleidung mit geringem Packmaß (einrollen hilft Platz sparen) sind die richtigen Wanderschuhe (vorher eingelaufen und getestet) natürlich euer wichtigstes Utensil. Verzichtet zum Beispiel auf ein extra Kopfkissen (der Pullover tut es auch). Wählt euren Rucksack nur so groß wie nötig, weniger Platz = man nimmt automatisch weniger mit. Fotografiert die wichtigsten Dokumente und speichert sie auf eurem Telefon ab. Leichte, bequeme Schuhe für eure pilgerfreien Nachmittage / Abende. Und ganz wichtig, gute Regenkleidung (ein guter Regenponcho, eine Regenhose und einen Regenschutz für den Rucksack). Unten aufgelistet findet ihr noch einige persönliche Tipps von mir:
Tipp I
Der gepackte Rucksack sollte nicht mehr als 10 % des eigenen Körpergewichtes wiegen, maximal sind 15 % angedacht. Glaubt mir, auf mehrwöchigen Touren wird es euch euer Rücken danken und ihr braucht keine fünf T-Shirts und vier Unterhosen!
Tipp II
Nutzt unbedingt einen Rucksack mit Hüftgurt, richtig eingestellt kann euch dieser Hüftgurt das Pilgern um einiges erleichtern und euren Rücken entlasten.
Tipp III
Wanderstöcke (höhenverstellbar), dienen zum einem besonders in schwierigem Gelände der Sicherheit UND (auch wenn das nicht sehr tierfreundlich ist und ich absoluter Hundefreund bin) könnt ihr euch damit im größten Notfall wehren und Distanz halten. In Spanien laufen eine Unmenge Hunde ohne Leine herum und ich wurde von zwei Exemplaren sehr unfreundlich begrüßt und verabschiedet.
Tipp IV
Egal wie schwer euer Rucksack ist und wie wenig Platz ihr habt, ein Tagebuch ist ein absolutes Muss. Schreibt täglich eure Erlebnisse auf, nehmt euch die Zeit morgens und Abends. Es lohnt sich, auch kleine Momente festzuhalten. Ihr werdet ansonsten viele kleine und große Momente vergessen.
⦿ Wie bleibe ich auf dem richtigen Weg?
Speziell die offiziellen Pilgerwege sind ausreichend gekennzeichnet und lassen sich mit offenen Augen meist schnell finden. Hierbei haben sich zwei Symbole durchgesetzt. Zum einen die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Hintergrund. Im Normalfall vereinen sich alle Strahlen der Muschel in einem Punkt und führen Richtung Santiago. Zum anfänglichen Leid des Pilgers sind meist die Kilometerangaben Richtung Santiago zusätzlich zu erkennen (je näher man dem Ziel allerdings kommt, desto größer ist die Vorfreude)

Oftmals findet man, besonders wenn man in größeren Städten unterwegs ist, statt der Jakobsmuschel einen gelben Pfeil, wobei dieser auf der Straße, einem Laternenmast oder an Häuserwänden zu finden sein kann. Daher ist es wichtig, ab und zu die Augen offen zu halten und nach solchen Richtungssymbolen Ausschau zu halten.
⦿ Wie finde ich eine Unterkunft?
Während der Hauptreisezeit, vor allem in den Sommermonaten, bietet es sich an, etwas längerfristiger zu planen, da sich zu dieser Zeit der Großteil der Pilger auf dem Jakobsweg befindet. Das schränkt die Flexibilität allerdings immens ein und diese spielt auf einer solchen Reise eine wichtige Rolle.
Grundsätzlich lässt sich vieles über die klassischen Kanäle HRS und Co regeln, doch es gibt auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Pilgerunterkünften, welche sich über diverse Apps ausfindig machen lassen können und eine sehr sinnvolle und vor allem günstigere Alternative zu klassischen Hotel- und Pensionszimmern darstellen – und auch eine Möglichkeit darstellen, andere Pilger kennenzulernen und sich auszutauschen.
Die zwei wichtigsten Apps stellen hierbei Gronze & Camino Ninja dar. Ich selbst habe die Camino Ninja App genutzt und war sehr zufrieden damit. Hierbei kann man im Vorfeld den entsprechenden Jakobsweg angeben, seinen täglichen Start- und Endpunkt festlegen und bekommt für den Endpunkt alle möglichen Unterkunftsmöglichkeiten sowie Öffnungszeiten, Preise und Details sowie Fotos zu den Unterkünften angezeigt. Die Aktualität der App lebt hierbei vom regelmäßigen Feedback der Nutzer sowie deren Fotos zu den einzelnen Unterkünften.

Eine Alternative, vor allem in Sommer, stellt natürlich das Zelten dar – hierbei muss allerdings das zusätzliche Gewicht von Zelt, Schlafsack und Matratze berücksichtigt werden, erhöht allerdings die eigene Flexibilität immens.
⦿ Wie kann ich mich auf den Jakobsweg vorbereiten?
Tipp I
Schau dich hier in den FAQs und dem Blog ausgiebig um 🙂
Tipp II
Ich empfehle, dass du dich mit dem Thema Jakobsweg auseinandersetzt – am besten mit dem Buch / Film von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ und mit der Dokumentation „7 Tage Auf dem Jakobsweg | SWR 7 Tage“ – hier bekommst du einen guten ersten Eindruck.
Tipp III
Schätze deine körperliche Fitness ein und bereite dich ggf. mit einigen Wanderungen auf einen längeren Jakobsweg vor. Auch für erfahrene Wanderer und körperlich fitte Personen kann der Jakobsweg hier und da eine Herausforderung darstellen.
Tipp IV
Informiere dich über notwendige Ausrüstung, den richtigen Wanderrucksack und vor allem über die für dich bequemen Wanderschuhe.
Tipp V
Alles gepackt, dich informiert, dann los – buen Camino!
⦿ Welche Dokumente benötige ich für den Jakobsweg?
Pilgerpass
Ohne Pilgerpass hast du keinen Nachweis über deinen persönlichen Jakobsweg, für jede offizielle Pilgerunterkunft musst du diesen vorzeigen und erhältst einen Stempel. Jede Bar, jedes Restaurant, jede Unterkunft hat ihren eigenen, individuellen Stempel, fülle deinen Pass damit. In Santiago de Compostela erhältst du nur gegen Vorlage des ausgefüllten Pilgerpasses deine Compostela – deine Pilgerurkunde.
Den Pilgerpass erhältst du in jeder größeren Stadt am Jakobsweg, im Pilgerbüro und auch online auf der offiziellen Website der Deutschen Jakobswegzentrale.
Ausweis, ggf. Reisepass, Führerschein, Krankenkassenkarte, Geldkarten
Die klassischen Ausweisdokumente sowie den Reisepass, denn es kann unter Umständen sein, dass du auf dem Rückweg von Santiago de Compostela über Genf fliegst und hier deinen Reisepass vorzeigen musst
Tourkarte (inkl. Höhendaten) deines Jakobsweges
Erhältst du im Normalfall im jeweiligen Pilgerbüro – alternativ kannst du auch immer eine App nutzen, um dich über deine täglichen Touren zu informieren (siehe Gronze und Camino Ninja)
⦿ Woher bekomme ich meinen Pilgerpass?
Den Pilgerpass erhältst du in jeder größeren Stadt am Jakobsweg, im Pilgerbüro und auch online auf der offiziellen Website der Deutschen Jakobswegzentrale.
⦿ Wie fülle ich meinen Pilgerpass aus?
Das Ausfüllen des Pilgerpasses gestaltet sich grundsätzlich unkompliziert. Du musst deinen Namen, Vornamen sowie Adresse und Ausweisnummer eintragen. Darüber hinaus ist es wichtig die Fortbewegungsart (zu Fuß, per Fahrrad, zu Pferd [kein Witz], das Startdatum (normalerweise von der ersten Pilgerunterkunft ausgefüllt), Startort und den Grund für deine Reise angibst. Hierbei kannst du unter anderem wählen zwischen religiös, spirituell, sportlich. Wenn du dir unsicher bist, empfehle ich dir den Punkt „spirituell“ zu wählen, denn dieser ist allgemeingültig. Wenn du aus rein sportlichen Gründen unterwegs sein solltest und dies angibst, kann es sein, dass dir die Compostela in Santiago de Compostela verwehrt wird bzw. du mit sehr kritischen Augen angesehen wirst, denn für viele gilt der Jakobsweg nach wie vor als spiritueller und religiöser Weg.
Wichtig zu wissen
Versuche, täglich mindestens zwei Stempel für deinen Pilgerpass zu erhalten. Die Stempel dienen dir und dem Pilgerbüro in Santiago de Compostela als Nachweis für deine Pilgerreise – ohne Stempel keine Compostela. Ich habe für jeden Stempel zusätzlich das enstprechende Datum eingetragen. Stempel erhältst du normalerweise in jeder Bar, jeder Unterkunft und jedem Restaurant auf deinem Jakobsweg. Frage einfach nach einem „Sello por peregrino“ (ausgesprochen seljo por peregrino = Stempel für Pilger)
Während der Reise
⦿ Was passiert, wenn ich vom Weg abkomme?
Erster Tipp: keine Panik! Die offiziellen Jakobswege sind engmaschig ausgeschildert und oftmals findest du wenige (hundert) Meter vor oder hinter dir ein entsprechendes Wegzeichen. Suche nach den typischen gelben Jakobsmuscheln auf blauem Hintergrund oder gelben Pfeilen. Findet sich an einer Kreuzung beispielsweise kein Wegzeichen, folgst du einfach der Straße geradeaus oder dem Weg, den du bereits gehst. Solltest du trotz ausgiebiger Suche kein Zeichen finden, hilft es, eine Navigation per Smartphone zu deinem Tageszielpunkt zu starten oder Einheimische nach dem Weg zu fragen. Vielleicht ist es auch einfach Zeit für eine kurze Pause, nutze sie 🙂
⦿ Wo erhalte ich einen Stempel für meinen Pilgerpass?
Die Stempel für deinen Pilgerpass findest du auf deinem Jakobsweg normalerweise in jeder Bar, jedem Restaurant und jeder (Pilger)unterkunft. Die Stempel dienen dir als Nachweis deiner Reise und ebnen dir in Santiago de Compostela den Weg zu deiner persönlichen Pilgerurkunde, der begehrten Compostela.
Wichtig zu wissen
Versuche, täglich mindestens zwei Stempel für deinen Pilgerpass zu erhalten. Die Stempel dienen dir und dem Pilgerbüro in Santiago de Compostela als Nachweis für deine Pilgerreise – ohne Stempel keine Compostela. Ich habe für jeden Stempel zusätzlich das enstprechende Datum eingetragen. Stempel erhältst du normalerweise in jeder Bar, jeder Unterkunft und jedem Restaurant auf deinem Jakobsweg. Frage einfach nach einem „Sello por peregrino“ (ausgesprochen seljo por peregrino = Stempel für Pilger)
⦿ Muss ich jeden Tag pilgern?
Klare Antwort. Nein. Pilgern heißt entschleunigen, mit sich sein, den Moment und die Reise genießen. Wenn du keinen festen Reiseplan (beispielsweise wegen fest gebuchter Unterkünfte Tage im Voraus) hast, bleib, wo immer du bleiben möchtest. Genieße die Landschaft, den Ort, an dem du gerade bist. Manchmal braucht dein Körper eine kurze Verschnaufpause. Auch wenn es nur für wenige Stunden oder einen Tag ist. Ich persönlich bin jeden Tag gepilgert, da es sich nach wenigen Tagen bereits falsch angefühlt hätte, nicht zu pilgern. Auch das ist einer der Vorteile, wenn man alleine pilgert – man kann jederzeit entscheiden, weiterzupilgern oder zu bleiben.
⦿ Wie ist die Trinkgeldkultur in Spanien?
Ich persönlich habe erlebt, dass in Spanien nur mit Widerstand Trinkgeld angenommen wird. In den meisten Fällen haben sich Barbetreiber und Wirte mit einer kulinarischen Kleinigkeit, wie beispielsweise einem gratis Glas Wein, einem herrlich angerichteten Snack oder einem Stück Kuchen bedankt. Dir steht es also frei, die Trinkgeldkultur in Spanien weiterhin zu beleben und dich erkenntlich zu zeigen, wenn du mit deinen Gastgeber zufrieden bist. Freundlichkeit und Höflichkeit sind grundlegend richtig und wichtig!
⦿ Wie verpflege ich mich am besten während der Pilgerreise?
Grundsätzlich gilt, immer ein paar Kleinigkeiten parat zu haben. Wasser, Obst, Snacks, sodass du im Notfall über den Tag kommst, sollte sich keinerlei Verpflegungsmöglichkeit ergeben (beispielsweise an einem Sonntag). Speziell an den bekannten Jakobswegen finden sich entlang der Strecke innerhalb weniger Kilometer allerdings meistens kleine Bars, Geschäfte und Restaurants.
Ich habe die Gelegenheit oftmals genutzt, um einen Café zu genießen, eine hervorragende Tortilla de Patatas (ein absolutes MUSS auf jeder Pilgerreise, leckomio!) oder auch einfach nur ein Cerveza am Ende meiner Tagesreise zu trinken. Regelmäßige Pausen entschleunigen, man kann Energie tanken, mit den Einheimischen in Kontakt treten, einen Stempel für den Pilgerpass erhalten und die spanische Lebenskultur genießen. Darüber hinaus sind die Preise in Spanien vergleichsweise günstig.
Viele Pilgerunterkünfte bieten spezielle Pilgermenüs für unter 20€ an, meist handelt es sich hierbei um 3-Gänge Menüs inkl. Wasser und Wein.
⦿ Was muss ich finanziell pro Tag auf dem Jakobsweg einplanen?
Das hängt stark von deiner Unterkunft und deiner Essenskultur ab. Grundsätzlich lässt sich ein Tag auf dem Camino mit Ausgaben zwischen 30€ – 50€ bestreiten, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Meine durchschnittlichen Ausgaben beliefen sich bei 30 Tagen auf ca. 40€ (ohne Anreise, Abreise und Sonderkosten für beispielsweise Andenken). Für diese Kosten habe ich fast täglich in oder an der Unterkunft gefrühstückt, abends ein Pilgermenü zu mir genommen und in den meisten Fällen eine bequeme und schöne Pilgerunterkunft finden können. Pilgern heißt entschleunigen, den Moment genießen und minimalistisch leben. Auf der anderen Seite darf und sollte man auf dieser Reise dem Körper auch entsprechend gönnen und kulinarisch genießen.
⦿ Wie lang sind die täglichen Routen auf dem Jakobsweg?
Jeder Jakobsweg wird in unterschiedliche Etappen aufgeteilt (du erhältst in den Pilgerbüros entsprechende Informationsblätter), wobei diese Aufteilung nur eine grobe Empfehlung darstellt. Solltest du weniger oder mehr an einem Tag pilgern wollen, kannst du selbstverständlich frei für dich entscheiden und die Etappenpläne über den Haufen werfen und lediglich als Anhaltspunkt nutzen. Ich habe meist am Abend vorher den Tagesplan erstellt und auch abhängig von den Unterkünften meinen nächsten Tag geplant (siehe FAQ „Wie finde ich eine Unterkunft)“. Ich habe mir an verschiedenen Wegpunkten meines nächsten Tages Unterkünfte angesehen und spontan gebucht, wenn mir eine Unterkunft besonders gut gefallen hat oder die Bewertungen mich angesprochen haben.
Meine Tagestouren haben sich zwischen 17km und 45km bewegt. Im Durchschnitt bin ich auf meinem Camino Frances 30km pro Tag gepilgert.
Achtung: Meine Pilgererfahrungen und Tagesetappen stellen nur meine persönliche Erfahrung dar und sollen dir keineswegs Angst machen oder dich demotivieren. Vor allem die langen Tagesetappen haben auch mir Einiges abverlangt und ich habe oftmals aus einer Laune heraus längere Touren in Kauf genommen (beispielsweise wegen einer besonders schönen Unterkunft ein paar Kilometer weiter). Im Normalfall bietet es sich an, die vorgeschlagenen Tagesetappen zu halten (Informationen bekommt man im entsprechenden Pilgerbüro am Start eines jeden Jakobsweges oder auch im Internet)
Nach der Reise
⦿ Wo erhalte ich meine Pilgerurkunde (Compostela)?
Die Compostela erhältst du nach Vorlage deines ausgefüllten Pilgerpasses (inkl. Stempeln) im Pilgerbüro in Santiago de Compostela (bzw. für den Camino Finisterra in Fisterra oder nach Anfrage per E-Mail). Sie bescheinigt dir, dass du gepilgert bist. Siehe auch FAQ „Was ist die Compostela“.
⦿ Wie komme ich zurück nach Deutschland?
Ein echter Pilger würde dir antworten: „Natürlich zu Fuß“. Von Fisterra aus kannst du unkompliziert mit dem Bus nach Santiago de Compostela fahren, beispielsweise mit Flixbus. Santiago de Compostela verfügt darüber hinaus über einen Flughafen – von hier aus kannst du bequem zurück nach Deutschland fliegen.
Hinweis: Als ich zurückgeflogen bin, gab es keine Direktflüge nach Deutschland. Umstiege beispielsweise in Madrid, Paris oder Genf (Achtung: Reisepass unbedingt mitnehmen)
⦿ Was ist der Camino Fisterra?
Der Camino Fisterra / Finisterre ist streng genommen kein „echter“ Jakobsweg, da er nicht nach Santiago de Compostela führt, sondern aus Santiago de Compostela hinaus Richtung Westküste, nach Fisterra. Dieser Jakobsweg hat eine Streckenlänge von 90-110km (abhängig von der Tourenwahl) und endet an der Westküste Spaniens, am Atlantik. Hier dachte man früher, dass es sich um das Ende der Welt handelt, deshalb heißt der Endpunkt des Camino Fisterra auch Fisterra („Ende der Welt“).
Der Camino Fisterra ist ein absolutes Highlight und sollte auf jeden Fall in jede Planung einbezogen werden – warum nicht, wenn man schon mal an der Westküste Spaniens ist? Dobby ist ein freier Elf – am Ende der Welt!
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